Leistenbruch: Diese Schmerzen sind typische Symptome
Vor allem Männer sind davon betroffen: Leistenbruch. Die sogenannte Hernie kann sogar lebensgefährlich sein. Auf diese Symptome sollten Sie achten.
Bei "Bruch" denken die meisten an eine Knochenverletzung. Doch Leistenhernie oder Inguinalhernie, so die medizinische Bezeichnung, bedeutet, dass etwas Gewebe aus dem Bauchraum durch eine Schwachstelle (Bruchpforte) rutscht, also einen Riss oder eine natürliche Lücke in der Bauchdecke (Leistenspalt). Es handelt sich dabei um einen sogenannten Weichteilbruch. Und der wiederum gehört zu den sogenannten Hernien, den Eingeweidebrüchen.
Der Leistenbruch ist nicht harmlos: Je nachdem, wie stark er ausgeprägt ist und ob womöglich Darmteile eingeklemmt sind (Inkarzeration), kann er sogar lebensgefährlich sein.
Der Leistenbruch: Zwei Arten werden unterschieden
Liegt die Bruchpforte im sogenannten "Hesselbach-Dreieck", einer typischen Schwachstelle in der Bauchwand, handelt es sich um einen direkten Leistenbruch. Er ist immer erworben und entsteht durch zu hohen Druck, etwa vorherige Operationen oder Erkrankungen. Dabei schiebt sich der Bruchsack direkt durch die Bauchwand, wandert nicht erst in die Genitalregion. Diese Bruchart tritt meist bei Erwachsenen auf, meist bei älteren Männern.
Liegt die Bruchstelle aber weiter außen auf, und zwar seitlich durch den Leistenkanal, sprechen Mediziner vom indirekten Leistenbruch. Er verläuft immer durch den Leistenkanal und kann sich bis zu den Genitalien verschieben. Er kann entweder durch äußere Einflüsse entstehen oder aber angeboren sein, was meist der Fall ist: Beim Baby wurde der Leistenkanal nicht richtig verschlossen. Diese Art der Leistenbrüche tritt vor allem bei Babys, Kindern und jungen Menschen auf.
Im Bereich des Leistenkanals ist die Bauchwand meist stellenweise etwas schwächer. Wer schwer hebt oder trägt, läuft daher Gefahr, eine Leistenhernie zu erleiden. Bei Frauen kann auch eine Schwangerschaft einen Leistenbruch hervorrufen. Gründe dafür können auch vorhergehende Operationen am Bauch sein, die das Gewebe durch Narben schwächen. Auch generell schwaches Bindegewebe kann einen Leistenbruch begünstigen.
Gewebeschwäche begünstigt Leistenbrüche
Es gibt unterschiedlichste Risikofaktoren für Hernien in der Leistengegend. Etwa können Druck im Bauchraum durch starkes Husten (durch die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung COPD, Asthma oder Mukoviszidose) sowie Übergewicht und Rauchen ausschlaggebend sein. Auch eine Ausstülpung in der Darmwand, eine Divertikulose, kann sie begünstigen, ebenso wie das Marfan-Syndrom, eine genetisch bedingte Bindegewebserkrankung. Ebenfalls sind Patienten von Diabetes mellitus gefährdet.
Die Symptome eines Leistenbruchs: Anzeichen bei Mann und Frau
Typisch für den Leistenbruch ist eine mehr oder weniger ausgeprägte Vorwölbung am rechten oder linken unteren Bauchbereich nahe der Leiste. Diese Vorschiebung heißt Bruchsack. Der Bruchsack ist normalerweise weich und reponibel, das heißt, er lässt sich vorsichtig mit den Fingern in den Bauch zurücklegen. Geht das nicht, spricht man von einem irreponiblen Leistenbruch. Dann ist der Bruchinhalt mit dem Bruchsack bereits verwachsen, ein Verschieben ist nicht mehr möglich.
Anfangs lässt sich ein Leistenbruch oft nur durch die ziehenden Schmerzen in der Leistengegend identifizieren. Beim Heben und Tragen, also Tätigkeiten, die Bauch und Bauchdecke belasten, werden sie stärker, im Liegen verschwinden sie wieder. Beim Mann können die Schmerzen beim Leistenbruch bis in die Hoden ausstrahlen, die dabei auch anschwellen können. Bei der Frau ziehen die Schmerzen oft bis in die Schamlippen. Zusammengefasst sind die Symptome:
- Bruchgeschwulst: Schwellung in der Leistenregion
- Schmerzen beim schweren Heben und beim Stuhlgang
- Leichte, ziehende Schmerzen, die sich bei Druck verstärken (etwa beim Husten oder Niesen)
Es kann aber auch vorkommen, dass keine Schmerzen verspürt werden. Vor allem, wenn der Betroffene etwas übergewichtig und/oder der Bruchsack nicht sehr stark ausgeprägt ist, fällt die Leistenhernie kaum auf.
Alarmzeichen beim Leistenbruch
Ein unbehandelter Leistenbruch kann sich mit der Zeit vergrößern. Dann droht eine lebensgefährliche Inkarzeration. Diese Abklemmung eines Darmabschnitts kann jedoch auch plötzlich einsetzen, etwa bei starker Belastung des Unterbauchs. Oft treten erst dann starke Symptome auf.
Die Symptome der Inkarzeration sind:
- plötzliche, starke Schmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Der Bruchsack ist eher hart und lässt sich nicht mehr zurückschieben.
Vorsicht: Hier muss direkt ärztliche Hilfe aufgesucht werden! Nur eine Operation kann den abgeklemmten Darm befreien, an seinen richtigen Platz zurückbefördern und die zu schwache Bauchdecke mit Naht oder einem Netz verstärken. Hier ist sofortiges Handeln angesagt, denn wird nicht schnell operiert, drohen Entzündungen der Bauchorgane oder andere schwere Komplikationen wie ein Darmverschluss oder eine Bauchfellentzündung.
Leistenbruch-Operation ist der häufigste Eingriff in Deutschland
Rund 275.000-mal pro Jahr wird in Deutschland eine Leistenbruch-Operation durchgeführt. Betroffen sind meist Männer. Sie weisen die Risikofaktoren Übergewicht und hohe körperliche Belastung (das Heben schwerer Lasten) besonders häufig auf und haben deshalb ein höheres Risiko für eine Leistenhernie.
Eine Operation ist zwar in den meisten, aber nicht in allen Fällen nötig. Treten keine Schmerzen auf und ist die Bruchstelle nur klein, kann auch erst einmal abgewartet werden. Vor allem bei sowieso geschwächten Menschen, etwa durch hohes Alter oder Krankheit, wird lieber auf eine kräftezehrende OP verzichtet. Man sollte allerdings nicht vergessen, dass sich eine Hernie immer ausweiten und dann doch noch zu einer Inkarzeration führen kann. Daher wird nur in Ausnahmefällen auf eine Operation verzichtet.
Der Eingriff, der vor allem verhindern soll, dass sich Organe im Bruch einklemmen, wird meist unter Vollnarkose durchgeführt, die OP ist mittlerweile so schnell gemacht, dass sie bei ansonsten gesunden Menschen sogar ambulant durchgeführt werden kann. Reponible Leistenbrüche lassen sich einfacher behandeln. Es gibt mittlerweile verschiedene gängige Methoden. Bei allen wird erst einmal der Bruchinhalt in den Bauchraum zurückgedrängt. Offene Verfahren sind
- Leistenbruch-Operation nach Bassini: Ist der Bruchinhalt zurück im Bauchraum, wird die Bruchstelle verschlossen. Das Leistenband wird dann mit den Bauchmuskeln vernäht. Das verstärkt die Bauchwand.
- Leistenbruch-Operation nach Lichtenstein: Hier wird ein Kunststoffnetz mit den Bauchmuskeln vernäht, das die Bauchwand verstärkt und verhindert, dass erneut Bruchinhalt austreten kann.
- Leistenbruch-Operation nach Shouldice: Es wird ein Stück Bindegewebe der Bauchmuskulatur (Bauchfaszie) über der Bruchstelle fixiert. Auch das verhindert, dass noch einmal Bruchinhalt austreten kann.
Bei den minimal-invasiven Verfahren arbeiten Ärzte mit einer Bauchspiegelung, auch Laparoskopie genannt. Unterschieden werden zwei Verfahren:
- Transabdominelle Netzplastik (TAPP): Vom Bauchraum aus wird ein Netz über der Bruchpforte gespannt.
- Total extraperitoneale Netzplastik (TEP): Hier liegt das Netz zwischen Bauchfell und Muskulatur.
Früher wurde oft ein Bruchband gesetzt, um die Bruchpforte zu stabilisieren. Dieses Verfahren wird heute nur noch selten angewendet.
Was tun nach Leistenbruch-OP? Wie verhalte ich mich am besten?
Wurden Sie erfolgreich über eine offene Operation oder eine minimal-invasive Methode behandelt, ist erst einmal Ruhe angesagt.
- Vermeiden Sie rund 3 bis 6 Monate lang, schwere Lasten zu heben.
- Ernähren Sie sich gesund, so dass der Stuhl möglichst weich ist und es nicht zu Verstopfung kommen kann.
- Welche Hausmittel gegen Verstopfung helfen, verraten wir Ihnen hier.
- Ist der Leistenbruch verheilt, bietet es sich an, die Bauchmuskeln regelmäßig zu trainieren. Hier sollten Sie sich aber besonders zu Beginn professionelle Hilfe suchen, um keine erneute Ruptur zu riskieren.
Vorbeugen können Sie einem Leistenbruch übrigens durch gesunde Ernährung – also Übergewicht vermeiden – sowie gezieltes Bauchmuskeltraining, etwa Planking.
Leistenbruch bei Frauen: Was ist anders?
Frauen erleiden weit seltener einen Leistenbruch als Männer, lediglich jeder zehnte Fall betrifft eine Frau. Zudem sind Frauen meist in höherem Alter betroffen.
Auch ist nicht jeder vermeintliche Leistenbruch bei der Frau tatsächlich einer. Es kann sich auch um eine seltene Schenkelhernie (Femoralhernie) handeln. Diese liegt in der Regel weiter unten. Eine Schwellung gibt es hier selten, es treten lediglich Schmerzen in der Leistengegend auf. Die Schenkelhernie ist schwieriger zu behandeln.