Nicht Brustschmerzen, sondern...

Herzinfarkt bei Frauen: Symptome meist anders als bei Männern...

Eine Frau in weißem Oberteil hält vorsichtig ein rotes Herz in den Händen, das sie mit ihren Fingern sanft umschließt. Das Herzsymbol steht im Fokus des Bildes und symbolisiert die Bedeutung von Herzgesundheit. Das Logo "Bild der Frau AKTION Gesundheit" ist oben rechts im Bild platziert, was auf einen gesundheitlichen Kontext hinweist, möglicherweise im Rahmen einer Kampagne zur Förderung der Herzgesundheit. Die Frau ist nicht vollständig zu sehen, was den Fokus auf die Handlung der Herzpflege legt.
© ©istock/simarik [M]
Ein Herzinfarkt äußert sich bei Frauen oft nicht zuerst in Form von Brustschmerz wie bei Männern, sondern von Übelkeit.

Herzinfarkt ist keine reine Männersache, sondern betrifft auch Frauen. Weil die Symptome eines Herzinfarkts bei ihnen ganz anders sind als bei Männern, bleibt ein Infarkt oft unentdeckt oder wird zu spät behandelt – mit dramatischen Folgen. Auf welche Symptome du deshalb achten solltest.

Die weiblichen Hormone können Frauen vor einem Herzinfarkt schützen – zumindest in der Zeit bis zu den Wechseljahren. Das Risiko steigt aber nach der Menopause. Spätestens ab 60 sind Frauen genauso gefährdet wie Männer. Tatsächlich sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch bei Frauen heute noch die häufigste Todesursache. Noch 2016 starben in Deutschland fast 186.000 Frauen an den Folgen einer kardiovaskulären Erkrankung, über 20.000 davon an Herzinfarkt. Die Symptome sehen bei Frauen jedoch meist anders aus als bei Männern. Und das kann fatal enden.

Herzinfarkt: Symptome bei der Frau sind anders

Herzinfarkt-Symptome bei Frauen: Bei Brustschmerzen denken die meisten an Krebs

Bei typischen Anzeichen vermuten die meisten Frauen oft nicht, dass diese von einem Herzinfarkt herrühren. Sie verbinden Schmerzen in der Brust, so berichten Betroffene, in erster Linie mit Krebs. Denn die Angst vor Krebs ist bei Frauen größer als die vor einem Herzinfarkt. Herzinfarkt, so die immer noch landläufige Überzeugung, ist meistens Männersache. Doch das ist lange überholt.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen und damit der Herzinfarkt stehen bei den Todesursachen für Männer UND Frauen an erster Stelle, noch vor Krebs. Die Zahl der Todesfälle durch Herzinfarkt nimmt bei Männern jedoch langsam, aber stetig ab. Bei Frauen steigt sie dagegen etwas an, zeigen Statistiken der Deutschen Herzstiftung.

bei Frauen oft schlimmer verläuft

Mehrere Fakten spielen eine Rolle dabei, warum Frauen verstärkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie einen Herzinfarkt (Myokardinfarkt) bekommen. Die wichtigsten sind:

  • Immer mehr Frauen rauchen über Jahrzehnte hinweg. Rauchen gilt als Gefäßgift Nummer eins und ist damit ein hoher Risikofaktor für Herzerkrankungen.
  • Die Anzahl der Frauen, die Diabetes haben, nimmt ebenfalls zu. Die Zuckerkrankheit schädigt die Gefäße und damit auch das Herz.
  • Auch Bluthochdruck, Übergewicht und Bewegungsmangel sowie Stress gehören nach wie vor zu den Risikofaktoren.

Die Erklärung für die bei Frauen besonders dramatischen Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Ein Herzinfarkt bei Frauen wird oft erst zu spät erkannt.

Herzinfarkt: Symptome bei Frauen oft nicht erkannt

Die klassischen Symptome eines Herzinfarkts sind starke Brustschmerzen. Sie können in Arme, Oberbauch, Rücken, Hals und Kiefer ausstrahlen. Das gilt für Männer, nicht immer jedoch für Frauen. Bei Frauen kann statt der starken Brustschmerzen ein Druckgefühl in der Brust auftreten. Weitere Anzeichen für einen Herzinfarkt bei Frauen sind:

  • Starke Kurzatmigkeit
  • Übelkeit ohne nachvollziehbaren Grund
  • Erbrechen
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Schweißausbrüche
  • Rückenschmerzen
  • Müdigkeit

Der sogenannte "Vernichtungsschmerz", ein starker Schmerz im Brustkorb, der bei Männern beim Herzinfarkt oft beobachtet wird, fehlt bei Frauen häufig. Allerdings ist dieser Schmerz auch ein Alterseffekt. Je älter die Betroffenen, egal ob Frau oder Mann, desto weniger Brustschmerz wird wahrgenommen. "Ältere Herzinfarkt-Patientinnen empfinden häufiger eher ein Druck- oder Engegefühl in der Brust", erklärt Prof. Dr. med. Christiane Tiefenbacher vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Chefärztin der Kardiologie am Marien-Hospital in Wesel.

Vor allem die Beschwerden im Oberbauch werden in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen schnell auf Magenprobleme zurückgeführt. "Der lebensrettende Anruf bei der Rettungsstelle bleibt dann aus – oder findet erst verspätet statt", weiß Prof. Tiefenbacher. Daher rät sie Frauen, bei einem Verdacht auf Herzinfarkt sofort die 112 zu wählen. Auch ein Hausnotrufsystem kann helfen.

Kurz zusammengefasst: Der Herzinfarkt lässt sich durch folgende typische Alarmzeichen erkennen:

  • Was: Schmerzen, die länger als fünf Minuten anhalten, manchmal in Form eines Druckgefühls, manchmal begleitet von Schmerzen im Oberbauch, Schweißausbrüchen, Übelkeit und Erbrechen, Rückenschmerzen, starker Kurzatmigkeit und/oder Müdigkeit
  • Wo: im Brustkorb, häufig hinter dem Brustbein. Manchmal auch nur im Rücken (zwischen den Schulterblättern) oder Oberbauch (Verwechslung mit "Magenschmerzen" möglich). Die Schmerzen können in die Arme, den Hals oder den Oberbauch ausstrahlen.
  • Wie: Die Schmerzen sind flächig und werden als brennend und drückend mit Engegefühl in der Brust beschrieben.

Tipp: Schnelle Hilfe bei Anzeichen auf Herzinfarkt

Jährlich erleiden rund 300.000 Menschen in Deutschland einen Herzinfarkt, bei 50.000 davon endet er tödlich. Die ersten Momente gleich nach dem Infarkt können – das haben wir bereits erklärt – ausschlaggebend sein.

Der erste Griff sollte bei den oben genannten Symptomen der zum Telefon sein, um notärztliche Hilfe anzufordern. Ulf Landmesser, Leiter der Klinik für Kardiologie an der Charité in Berlin, betont gegenüber Focus Online: "Nicht die Hausärztin oder den Hausarzt, sondern den Notruf unter der 112 rufen!"

Er verrät noch einen weiteren Trick, der im Zweifel Leben retten kann: die Einnahme von einer Aspirin direkt nach dem Notruf. "Das macht auch die Notärztin bzw. der Notarzt direkt nach der Ankunft", erklärt Landmesser. Aspirin hat eine blutverdünnende Wirkung und kann so möglicherweise dabei helfen, die Gerinnsel aufzulösen, die den Infarkt ausgelöst haben.

Aspirin hat übrigens zahlreiche Wirkungen, die nicht alle kennen – kann aber auch schwere Nebenwirkungen haben, etwa innere Blutungen verursachen, wenn man es regelmäßig nimmt. Das überwiegt sogar den Nutzen, dass eine regelmäßige Einnahme vor Herz-Kreislauf-Beschwerden und sogar vor Darmkrebs schützen soll. Doch bei Anzeichen eines Herzinfarktes kann eine einzelne Tablette schon den Unterschied machen. Denke aber bitte daran, der Notärztin bzw. dem Notarzt nach Eintreffen von der Einnahme zu berichten!

Herzinfarkt kann sich über Wochen ankündigen

Studien haben auch gezeigt, dass sich ein Herzinfarkt bei Frauen in manchen Fällen auch schon Wochen vorher ankündigen kann. Das ist längst nicht immer der Fall, doch bei diesen Frühzeichen eines Herzinfarkts solltest du hellhörig werden:

  • anhaltende Kurzatmigkeit
  • Schlafstörungen
  • Müdigkeit
  • Verdauungsbeschwerden
  • Taubheitsgefühle in den Armen

Jedes dieser Symptome solltest du ärztlich abklären lassen. Rechtzeitig behandelt, lässt sich ein Herzinfarkt häufig abwenden – oder zumindest lassen sich die Folgen mildern.

Wer bereits weiß, dass eine Koronare Herzkrankheit (KHK) vorliegt, sollte besonders auf die Anzeichen achten. Denn die häufige Erkrankung, bei der die Herzkranzgefäße verengt sind, geht dem Herzinfarkt fast immer voraus.

und die Folgen

Herzinfarkt bedeutet, dass sich ein Blutgefäß des Herzens verschließt. Muskelgewebe, das durch dieses Gefäß versorgt wurde, kann dadurch absterben. Ist dieser Bereich groß oder sind mehrere Gefäße betroffen, droht der Herzstillstand. Bei Frauen wird ein Herzinfarkt oft spät oder gar nicht erkannt, weil Frauen die Anzeichen nicht ernst nehmen oder falsch interpretieren – und auch weil Ärztinnen und Ärzte die bei Frauen unspezifischen Symptome manchmal nicht richtig einschätzen.

"Viele Herzinfarkt-Todesfälle bei Frauen ließen sich vermeiden, würden die Herzinfarkt-Symptome richtig gedeutet – und so wertvolle Zeit gewonnen", sagt auch Prof. Dr. med. Christiane Tiefenbacher.

Wer zu lange zögert, kann schnell ohnmächtig werden oder ein gefährliches Herzkammerflimmern (nicht zu verwechseln mit dem Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung, unter der viele leiden) erleiden und am plötzlichen Herztod sterben.

Gut die Hälfte der Frauen, die einen Herzinfarkt erleiden, überleben. Allerdings nimmt das Herz umso stärker irreparablen Schaden, je länger die Behandlung auf sich warten lässt. Jede Minute zählt! Je nachdem, wie stark das Herz geschädigt ist, sind diese Folgen möglich:

  • Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Herzrhythmusstörungen
  • Depressionen, die sich aus der psychischen Belastung durch einen Herzinfarkt ergeben

Schnelle Behandlung rettet Leben: Frauen kommen oft viel zu spät

Die "MEDEA-Studie" des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und des Helmholtz-Zentrums München sowie der Technischen Universität München, die von der Deutschen Herzstiftung gefördert wurde, zeigt, dass Frauen über 65 oft aufgrund der diffuseren Herzinfarkt-Symptome erst bis zu viereinhalb Stunden nach dem Infarkt in notärztlicher Behandlung sind. Bei über 65-jährigen Männern dauert es rund dreieinhalb Stunden, bei jüngeren Männern etwa drei Stunden.

Die Behandlung eines Herzinfarkts und seiner Folgen ist inzwischen sehr erfolgreich. Medikamente, psychische Hilfen und eine sinnvolle Änderung des Lebensstils gehören dazu. Allerdings zeigt der Deutsche Herzbericht 2015, dass Frauen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, auf lange Sicht ein höheres Sterberisiko haben als Männer. Die Ursachen dafür werden noch untersucht.

Vor diesem Hintergrund ist es extrem wichtig, bei Frühzeichen und Symptomen eines Herzinfarkts rasch zu reagieren, um die Folgen möglichst abzuwenden. Dabei sollten Frauen darauf achten, dass bei ihnen die Anzeichen eines Herzinfarkts anders aussehen können als bei Männern.

Zur Vorsorge ist vor allem eine gesunde, bewusste Lebensweise anzuraten: Viel Bewegung, gesundes Essen und der Verzicht auf Rauchen und Alkohol halten den Herz-Kreislauf in Schwung und schützen effektiv vor Herzerkrankungen.

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