Frauenleiden oft unerkannt

Endometriose: An diesen 13 Symptomen erkennen Sie die Krankheit

Eine Frau liegt in einer fötalen Position auf einem Bett, ihr Gesicht zeigt Schmerz und Unbehagen. Sie hält eine Wärmflasche an ihren Unterbauch und hat ihre Augen geschlossen. Ihr Nagellack ist rot, passend zur Wärmflasche. Die Szene deutet auf eine Frau hin, die Unterleibsschmerzen aufgrund von Endometriose erleidet.
© iStock/OcusFocus
Diese Beschwerden deuten auf Endometriose hin.

Es gibt eine Reihe von Anzeichen, bei denen Sie vermutlich nicht gleich an Endometriose denken, auf die Sie aber trotzdem ein Auge haben sollten. Denn wenn Endometriose frühzeitig und gut behandelt wird, lässt sich eine lange Leidenszeit vermeiden.

Im Durchschnitt verstreichen sechs Jahre, bis die Diagnose "Endometriose" gestellt wird. Denn die Symptome der Frauenkrankheit sind sehr unterschiedlich und manchmal unspezifisch. Viele Frauen leiden daher lange Zeit, ohne genau zu wissen, was los ist. Bei Endometriose wächst Gewebe, das ähnlich wie die Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) strukturiert ist, an anderen Stellen im Körper. Das können etwa Eierstöcke, Darm, Blase, Zwerchfell oder die Lunge sein – in seltenen Fällen kann sogar das Gehirn betroffen sein.

Endometriose: Symptome und Anzeichen

Endometriose führt zu Entzündungen und Verwachsungen

Diese Endometriose-Herde hängen, ebenso wie die Schleimhaut in der Gebärmutter, von den weiblichen Geschlechtshormonen ab, sie wachsen und bluten entsprechend dem Zyklus. Sprich: Setzt die Monatsblutung ein, bei der die über den Zyklus gewachsene Gebärmutterschleimhaut mit abgestoßen wird, wird das "zusätzliche" Gewebe im Körper von Endometriose-Patientinnen in dieser Zeit ebenfalls abgestoßen.

Der Körper reagiert darauf mit Entzündungen, die wiederum Zysten und Vernarbungen nach sich ziehen können – überall dort, wo sich dieses Gewebe befindet. Kein Wunder also, dass die Symptome von Endometriose so unterschiedlich sind und die Krankheit daher lange unentdeckt bleiben kann – zum großen Leid der Betroffenen, die lange nicht wissen, was mit ihnen los ist, unter schlimmen Schmerzen leiden, aber einfach nicht ernst genommen werden.

Ursachen der Erkrankung bisher hypothetisch

Woher es kommt, dass sich endometrisches Gewebe auch in anderen Körperregionen entwickelt, ist nicht ganz geklärt, Forscher müssen bis heute mit Hypothesen arbeiten. Eine davon: Es wird vermutet, dass sich Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut in andere Körperbereiche begeben und sich dort ansiedeln. Das liegt unter anderem daran, dass bei fast allen Frauen während der Menstruation das Blut nicht nur nach außen abgeleitet wird. Ein Teil gelangt inklusive Gewebe der Gebärmutterschleimhaut auch in den Bauchraum und kann dort Endometriose-Inseln bilden beziehungsweise in weitere Bereiche des Organismus gelangen. Der Grund könnte sein, dass die Hormone und das Immunsystem nicht richtig zusammenspielen. Denn die Immunabwehr sorgt eigentlich dafür, dass sich Zellen aus einem Organ nicht an anderen Stellen des Körpers festsetzen können.

Neben dieser Hypothese gibt es einen Erklärungsversuch, der genetische Einflüsse dafür verantwortlich macht, dass sich Gewebe außerhalb der Gebärmutter in Endometriose-Gewebe umwandeln kann. Die Ausbreitung von Zellen der Gebärmutterschleimhaut über das Blut und die Lymphe könnten zudem eine Rolle spielen.

Endometriose hat man daher nicht einfach, sie entwickelt sich. Und das Risiko ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Nach Wahrscheinlichkeitsfaktoren haben Frauen, deren Regelblutung überdurchschnittlich lange dauert, ein doppelt so hohes Risiko wie Frauen mit einer kurzen Menstruation. Die Endometriose-Wahrscheinlichkeit wird auch deutlich erhöht, wenn die erste Regelblutung in einem sehr jungen Lebensalter oder die erste Schwangerschaft spät eintritt. Das heißt, die Anzahl der Tage – auch bezogen auf das ganze Leben –, an denen die Regelblutung stattfindet, lässt eine Aussage über das Endometriose-Risiko zu.

So erkennen Sie Endometriose

Endometriose kann also viele Symptome mit sich bringen, meist unspezifische, die aber in ihrem Zusammenwirken einen Hinweis auf die Erkrankung geben können. Zu den häufigsten Symptomen gehören starke Schmerzen im Unterleib, die meist zwei Tage vor der Regelblutung beginnen und dann immer stärker werden. Man nennt sie daher medizinisch auch "Crescendoschmerzen", von italienisch crescendo: stärker oder lauter werdend. Meist klingen die Schmerzen ab, sobald die Blutung einsetzt, doch es gibt auch Menschen mit Regelblutung, die irgendwann unter chronischen Schmerzen leiden und/oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr haben. Zudem leiden Endometriose-Geplagte oft an Zwischenblutungen oder Schmierblutungen zwischen den eigentlichen Monatsblutungen.

Folgende 13 Anzeichen sollten Sie mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen besprechen:

  1. Starke Bauchschmerzen, die bis in die Beine ausstrahlen, kurz vor und während der Menstruation
  2. Rückenschmerzen während der Menstruation, oft Beschwerden am unteren Rücken
  3. Schmerzen beim Eisprung
  4. Schmerzen beim Sex – nicht nur währenddessen, sondern auch danach
  5. Schmerzen bei der gynäkologischen Untersuchung
  6. Krämpfe im Darm oder an der Blase, je nachdem, an welchem Organ sich ein Endometriose-Herd befindet
  7. Darm und Blase schmerzen beim Toilettengang.
  8. Wenn Sie Ihre Regel haben, kommt es manchmal zu leichten Blutungen aus Blase und Darm.
  9. Sie neigen während der Periode zu Kreislaufproblemen wie Schwindel, niedrigem Blutdruck und Ohnmacht oder an allgemeinem Unwohlsein und Übelkeit.
  10. Husten während der Menstruation
  11. Zyklusabhängige Schulter- oder Kopfschmerzen
  12. Sie werden während der Menstruation häufig krank (Infektneigung)
  13. Unerfüllter Kinderwunsch durch verschlossene Eileiter, wenn das Gewebe dort oder in den Eierstöcken auftritt

Neben diesen körperlichen Symptomen kommen aber auch psychische Endometriose-Symptome dazu. Laut verschiedener Studien können auch verstärkte Angstzustände oder auch Depressionen in Kombination mit dem einen oder anderen physischen Symptom auftreten.

Aber nicht jede Person mit Endometriose spürt Symptome. Bei etwa fünf von 100 Betroffenen bleiben die Beschwerden tatsächlich aus. Die Stärke der Symptome hängt außerdem nicht von der Größe und Menge der Endometrioseherde ab. Es kann sein, dass wenige kleine Herde mehr Probleme bereiten als viele und/oder große.

Endometriose ist weiter verbreitet als man denkt – aber oft unerkannt

Bis zu sechs Millionen Personen mit Uterus und Regelblutung in Deutschland haben Endometriose – genau lässt sich das aber nicht feststellen, es handelt sich um Fälle, in denen die Krankheit diagnostiziert wurde. Man geht davon aus, dass zwischen zwei und 50 Prozent der Betroffenen, bei denen ohne Beschwerden eine Erhebung gemacht wurde, sogenannte "stille" Endometriose-Herde aufweisen, die keine spürbaren Symptome verursachen.

Haben Betroffene eine starke und schmerzhafte Regelblutung, gehen Mediziner davon aus, dass 40 bis 60 Prozent von ihnen an der Erkrankung leiden. Und bei 20 bis 30 Prozent der ungewollt kinderlosen Frauen liegt der Grund für die ausbleibende Schwangerschaft dafür vermutlich an einer Endometriose.

Die ersten Beschwerden treten normalerweise irgendwann im fruchtbaren Alter auf und können sich auch relativ spontan entwickeln. Eine Endometriose verläuft meist chronisch. Es kann aber auch vorkommen, dass sich Endometriose-Herde wieder zurückbilden. Sobald die Wechseljahre einsetzen und die Monatsblutung ausbleibt, gehen aber im Normalfall auch die Beschwerden zurück.

Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung – rund 30.000 Neuerkrankungen gibt es laut Endometriose-Vereinigung jährlich. In der Gesellschaft ist die Erkrankung aber weitgehend unbekannt. Viele Menschen haben vor der Diagnose noch nie etwas davon gehört. Und es gibt auch Gynäkolog:innen, die die Beschwerden als normale Regelschmerzen abtun.

Es kann daher helfen, sich eine:n Ärzti:in zu suchen, der/die auf Endometriose spezialisiert ist, oder auch sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Denn auch, wenn die Erkrankung oft individuell anders verläuft, ähneln sich die Symptome doch – und leider auch oft das Unverständnis Nichtbetroffener gegenüber einer solchen kaum sichtbaren "Frauenkrankheit". Es gibt jedoch die Möglichkeit, regionale Selbsthilfegruppen zu finden. Ebenso können Sie sich an die persönliche Telefonberatung der Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V. wenden, zu erreichen unter 0341 – 30 65 304.

Wie kann die Endometriose festgestellt und behandelt werden?

Diagnostiziert wird die Endometriose zunächst über eine Tastuntersuchung. Über die Blutwerte lässt sie sich leider nicht feststellen. Im konkreten Verdachtsfall wird eine Bauchspiegelung angesetzt, die einen sicheren Aufschluss bietet. Neben entzündungshemmenden und schmerzlindernden Medikamenten werden auch Arzneimittel eingesetzt, die das weibliche Sexualhormon Östrogen hemmen.

Über die Bauchspiegelung, die Laparoskopie, gibt es die Möglichkeit, Endometriose-Herde zu entfernen. Die Laparoskopie ist einzige gesicherte Diagnosemethode, wie die Endometriose-Vereinigung schreibt. Bei einem meist minimalinvasiven Eingriff können neben der eigentlich rund eine halbe Stunde dauernden Diagnose auch Herde entfernt werden. Entsprechend länger dauert der Eingriff dann.

Als letzte Therapiemöglichkeit können auch operative Eingriffe vorgenommen werden, die in einer Entfernung der Gebärmutter gipfeln. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, die Endometriose in einem sehr frühen Stadium zu behandeln. Bei entsprechenden Beschwerden sollten Sie also ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt darauf aufmerksam machen.

Quellen:
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG), Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V., Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, eigene Recherche
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