Die Ärzte-Falle: Frauen brauchen eine andere Therapie
Für Ärzte ist der Standardpatient ein Mann. An seinem Körper und anhand seiner Symptome haben sie Medizin gelernt. Das ist ein Problem für Frauen.
Beispiel Herzinfarkt: Das Risiko, daran zu sterben, ist für Frauen höher als für Männer. Denn bei Frauen wird ein Infarkt oft später erkannt. Bei Männern gilt Stechen in der Brust als typisches Symptom. Bei Frauen sind es eher Schwindel, Übelkeit und Bauchschmerzen.
Diabetikerinnen haben ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko
Darüber hinaus haben Diabetikerinnen ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko, müssten gezielt darauf hin untersucht werden. Nur: "Das passiert in der Regel nicht", kritisiert Prof. Vera Regitz-Zagrosek. Die Kardiologin und Internistin gründete vor 20 Jahren an der Berliner Charité Deutschlands erstes Institut für Geschlechterforschung in der Medizin.
Bei Frauen dauert Rheuma-Diagnose länger
Auch bei Rheuma werden geschlechtsspezifische Unterschiede zu wenig berücksichtigt. Und das obwohl mit bis zu 80 Prozent die Mehrheit der Patienten Frauen sind. "Geschlechtshormone spielen hier eine große Rolle, das ist aber unzureichend untersucht", erklärt Prof. Vera Regitz-Zagrosek. "Würde man mehr Forschungsenergie investieren, könnte man die Interaktion zwischen Geschlechtshormonen und rheumatischen Erkrankungen besser beschreiben und dann therapeutisch nutzen." Eine aktuelle Studie des Deutschen Rheuma Forschungszentrums zeigt zudem, dass es bei Frauen länger dauert, bis sie die Diagnose Rheuma und so eine Therapie erhalten.
Wenig Forschung bei Multiple Sklerose oder Endometriose
Erschreckend ist, dass insbesondere bei frauentypischen Krankheiten wie Multiple Sklerose oder Endometriose laut Prof. Regitz-Zagrosek viel zu wenig geforscht wird: "Bei MS hat man darüber nachgedacht, Östrogenabkömmlinge, die bei der Krankheit eine Rolle spielen, in der Therapie einzusetzen, aber bisher folgt daraus nichts."
Auch im Alltag von Hausärzten ist Unwissenheit allgegenwärtig: In einer Umfrage der AXA Versicherungen sagten 55 Prozent der Mediziner, dass sie sich nicht sicher seien, ob sie schon mal eine Fehl-Diagnose wegen geschlechtsspezifischer Unterschiede gestellt hätten. Woran liegt das?
Ärztinnen verstehen Frauen besser
"Krankheitsmechanismen und Therapien spezifisch für Frauen und Männer zu verfolgen ist nicht populär", so Regitz-Zagrosek. Ein weiterer Grund ist die Kommunikation. Männliche Ärzte und Patientinnen reden aneinander vorbei: "Chirurgen etwa verstehen männliche Beschwerden recht gut, und ihre Patienten erklären sich nach einer OP wohl auch so, dass der Chirurg sie versteht."
Bei Frauen scheint das anders zu sein. Mehr Frauen in Führungspositionen wären ein Lösungsansatz: Im Moment sind gerade mal 13 % der Chefsessel in den Unikliniken mit Medizinerinnen besetzt …
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So wirst du ernst genommen – 3 Tipps:
- "Bei Medikamenten nachfragen, ob sie auch wirklich an Männern und Frauen geprüft wurden", rät Prof. Regitz-Zagrosek.
- Wenn du in der Klinik die Wahl hast, lass dich von einer Ärztin behandeln: Sie versteht dich besser!
- Mach dich schlau: Sammel Infos zu deinen Beschwerden. Die Frauengesundheitszentren z. B. beraten kompetent und haben eine gute Website.
Redakteurin: Diana Faust