Vorteile, Nutzen, Risiken

Sind bioidentische Hormone eine sichere Wahl in den Wechseljahren?

Ein Portrait einer lächelnden Frau mittleren Alters mit schulterlangem braunem Haar. Sie hat ihre Hand liebevoll an ihre Wange gelegt und blickt entspannt in die Kamera. Ihr freundliches Lächeln und ihre sanften Gesichtszüge vermitteln ein Gefühl von Gelassenheit und Zufriedenheit. Am unteren Bildrand steht in stilisierter Schrift: "WECHSELJAHRE ganz entspannt". Der Hintergrund ist hell und unscharf, was den Fokus auf die Person verstärkt. Das Bild strahlt Wärme und Positivität aus.
© GettyImages/Westend61
Die Wechseljahre sind eine Zeit des Wandels. Wenn Symptome wie Hitzewallungen und Schlafstörungen die Lebensqualität beeinflussen, können bioidentische Hormone eine Option sein.

Mit den Wechseljahren sinkt der Hormonspiegel. Dies kann für viele Frauen den Alltag und das Wohlbefinden nachhaltig beeinträchtigen. Helfen kann eine Therapie mit bioidentischen Hormonen.

Hitzewallungen, Schlafstörungen, Haarausfall – Beschwerden in den Wechseljahren können mannigfaltig und belastend sein. Doch viele Frauen schreckt eine konservative Hormontherapie ab. Stattdessen können bioidentische Hormone eine Alternative sein, die eine ähnliche Wirkung erzielen, aber mit weniger Risiken verbunden sind. Welche bioidentischen Hormone es gibt, wie sie hergestellt werden und was bei der Einnahme zu beachten ist – Antworten auf diese und weitere Fragen erhältst du hier.

Wechseljahre: Veränderungen, die ich beeinflussen kann

Bioidentische Hormone – eine sichere Alternative?

Vor allem ein Mangel des Hormons Östrogen löst in den Wechseljahren Beschwerden aus. Präparate mit bioidentischen Hormonen können Frauen Linderung verschaffen, wenn ihnen Konzentrations- und Schlafprobleme oder Hitzewallungen zu schaffen machen. Bioidentische Hormone sind Hormonpräparate, die die gleiche chemische Molekülstruktur wie körpereigene Hormone haben, die etwa in den Eierstöcken produziert werden. Aus diesem Grund werden sie auch als "körperidentisch" bzw. "naturidentisch" bezeichnet. Synthetische Hormone sind dagegen ähnlich, weichen aber in ihrer chemischen Struktur ab. Aus diesem Grund zeigen sich auch Unterschiede in der Wirkung auf Wechseljahresbeschwerden und möglichen Nebenwirkungen.

Zwei Hormone kommen in bioidentischer Form bei Beschwerden in den Wechseljahren zum Einsatz: 

  • 17-Beta-Estradiol – Östrogen, das Frauen vor der Menopause in den Eierstöcken bilden.
  • Progesteron – Gelbkörperhormon, das in der zweiten Zyklushälfte gebildet wird und eine Schwangerschaft ermöglicht sowie aufrechterhält.

Vorstufen von bioidentischen Hormonen in Pflanzen

In der Natur sind einige Pflanzen zu finden, die Vorstufen von Hormonen enthalten, daher werden sie auch als Phytohormone bezeichnet. So dient der in der Yamswurzel enthaltene pflanzliche Wirkstoff Diosgenin als Grundlage für die Herstellung bioidentischer Hormone. Ebenso enthält Soja einen Wirkstoff, Stigmasterin, der zu bioidentischen Hormonen umgewandelt werden kann.

Bioidentische Hormonpräparate, die verschreibungspflichtig sind, müssen ihre Wirksamkeit und Sicherheit – wie andere Arzneimittel auch – in wissenschaftlichen Studien belegen. Zudem verläuft die Herstellung standardisiert und die Präparate werden durch Qualitätskontrollen geprüft, um so eine gleichbleibende Qualität zu gewährleisten.

Dagegen ist bei freiverkäuflichen Produkten, die Phytohormone enthalten, Vorsicht geboten. Das gilt vor allem für Angebote im Internet. Produkte mit Rotklee, Soja und Co werden in der Regel als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Diese sollten nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt eingenommen werden, denn hinsichtlich der Dosierung und der Verlässlichkeit liegen keine aussagekräftigen Studien zugrunde. Zudem enthalten diese Präparate häufig sekundäre Pflanzenstoffe, deren mögliche Wechselwirkung mit anderen Medikamenten zunächst abgeklärt werden sollte.

Gleiches gilt für individuell erstellte Rezepturen aus der Apotheke. Diese Kapseln oder Cremes mit bioidentischen Hormonen durchlaufen ebenfalls keine strengen Qualitätskontrollen und auch hier erfolgt die Herstellung nicht standardisiert. Für die einzelnen Rezepturen ist nicht bekannt, wie viel Wirkstoff vom Körper aufgenommen wird (Bioverfügbarkeit). Damit besteht die Gefahr der Über- und Unterdosierung. Expert*innen und internationale Fachgesellschaften raten daher von der Anwendung bioidentischer Hormonrezepturen ab.

So werden bioidentische Hormone eingesetzt

Bioidentische Hormone werden zur Reduktion von belastenden Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen und Scheidentrockenheit in den Wechseljahren eingesetzt. Darüber hinaus haben sie eine schützende Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, wie Studien zeigen konnten. Für die Wirkung und mögliche Nebenwirkungen sind vor allem die Darreichungsform, Zusammensetzung und Dosierung der jeweiligen Produkte entscheidend. Um die Dosierbarkeit individueller zu handhaben, werden bioidentische Hormone häufig transdermal, also über die Haut, verabreicht. Per Spray, Creme, Gel oder Pflaster können die Wirkstoffe genauer dosiert und direkt aufgenommen werden und so die Verstoffwechselung in der Leber umgangen werden. Damit reduziert sich das Risiko von Nebenwirkungen.

So ergab eine Untersuchung, die 3,3 Millionen Daten von Frauen analysierte, dass durch eine transdermale Anwendung kein erhöhtes Risiko für Thromboembolien besteht – im Gegensatz zur Einnahme der Hormone in Tablettenform.

Die Wechseljahre sind eine Zeit des Umbruchs im Leben jeder Frau. Während einige Frauen kaum Beschwerden haben, leiden andere jahrelang. Doch viele Symptome können zumindest gelindert werden, nicht zuletzt mit einer bioidentischen Hormontherapie, aber auch mit Entspannungsverfahren wie Yoga und Meditation.

Mehr rund um den Einsatz der Hormonersatztherapie erfährst du auf unserer Themenseite Wechseljahre, ganz entspannt.

Quellen:
  • krebsinformationsdienst.de
  • Mueck, A. O.: Transdermales Östradiol und Progesteron - Die einzig bioidentische HRT, diskutiert auf dem NAMS-Kongress 2016. In: Hormonsubstitution, Arzneimitteltherapie, Ausgabe 1/2017
  • Blickenstorfer, K.: Vorteile bioidentischer Sexualhormone in der systemischen menopausalen Hormontherapie. In: Gynäkologische Endokrinologie 18, 31–34, 2020
  • Stephenson, K. et al.: The effects of compounded bioidentical transdermal hormone therapy on hemostatic, inflammatory, immune factors, cardiovascular biomarkers, quality-of-life measures and health outcomes in perimenopausal and postmenopausal women. In: Int J Pharm Compd. 2013 Jan-Feb,17(1):74-85
  • American College of Obstetricians and Gynecologists Committee on Gynecologic Practice; American Society for Reproductive Medicine Practice Committee (2012). Compounded bioidentical menopausal hormone therapy. Fertil Steril. 98(2):308–12
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