Wann muss eine Ausschabung nach den Wechseljahren stattfinden?
Blutungen trotz Menopause sind ein wichtiges Warnzeichen. Ein Frauenarzt erklärt, warum die Ausschabung nach den Wechseljahren nötig sein kann.
Früher war es ein schambehaftetes Tuschelthema, wenn eine Frau eine Gebärmutter-Ausschabung nach den Wechseljahren hatte. Mittlerweile hat die Gesundheit von Frauen jeder Altersstufe zum Glück eine höhere Priorität in der öffentlichen Wahrnehmung. Eine wichtige Entwicklung, denn nur, wenn offen auch über gynäkologische Themen gesprochen wird, können wichtige Warnzeichen rechtzeitig erkannt werden.
Im Leben einer Frau kann es verschiedene Gründe geben für eine Ausschabung. Nach den Wechseljahren wird sie häufig zu diagnostischen Zwecken gemacht, bei Frauen vor der Menopause erfordern oft u. a. ein Schwangerschaftsabbruch oder eine Fehlgeburt eine Abrasio – so der medizinische Begriff. Bei welchen Anzeichen genau die Ausschabung nach den Wechseljahren notwendig ist, welche Warnzeichen keine Frau ignorieren sollte und wie der Eingriff abläuft, erklärt hier im Interview Dr. Christian Albring, Gynäkologe aus Hannover und Vorsitzender des Berufsverbandes der Frauenärzte.
Was kann zu einer Ausschabung nach den Wechseljahren führen?
Dr. Albring: "Eine Ausschabung der Gebärmutter wird unter anderem dann nötig, wenn es nach den Wechseljahren zu Blutungen kommt. Die Ursache hierfür muss zunächst in jedem Fall abgeklärt werden. Ich rate jeder Frau, die davon betroffen ist, nicht in Panik zu verfallen, aber zeitnah zu ihrem Gynäkologen zu gehen. Verschiedene Ursachen können der Blutung zugrunde liegen: Frauen, die nach der Menopause eine Hormonersatztherapie machen, können hormonelle Schwankungen haben; z. B. wenn sie Stress haben und die Leber die eingenommenen Hormone daher schneller abbaut. Bei Frauen ohne Hormontherapie ist die häufigste Ursache für Blutungen, dass sich trotz Menopause immer noch eine verdickte Gebärmutterschleimhaut aufgebaut hat."
Natürlich ist der Aufbau von Schleimhaut in der Gebärmutter nicht an sich krankhaft und Anlass zur Ausschabung. Nach den Wechseljahren fehlt aber der Zyklus, in dem durch die Periodenblutung jeden Monat die Schleimhaut abgestoßen wird. Besteht eine Verdickung nach der Menopause ist das ein Zeichen, dass noch Östrogen im Körper wirkt – ein Risikofaktor für verschiedene Krebsarten.
Dr. Albring: "Es kann sein, dass auch nach der Menopause vereinzelt vermehrt Östrogen im Körper gebildet wird, weil die Eierstöcke reaktiviert wurden, die wiederum das Signal an die Gebärmutter senden. Häufig ist Übergewicht der Grund, jede Fettzelle ist eine kleine Hormonfabrik. Generell kann man sagen, dass eine Blutung nach den Wechseljahren verdächtiger ist bei Frauen, die keine Hormone einnehmen."
Diagnose durch Ausschabung – nach den Wechseljahren besonders wichtig
Eine Blutung aus der Vagina kann also ein wichtiges Warnzeichen sein und ist in sehr vielen Fällen der Grund für eine Ausschabung. Nach den Wechseljahren ist das Risiko für Gebärmutterkrebs (nicht zu verwechseln mit Gebärmutterhalskrebs) am höchsten. Umso eher Karzinome oder Vorstufen erkannt werden, desto besser kann behandelt werden. Deshalb sind die Ausschabung und die genaue Untersuchung im Labor so wichtig.
Dr. Albring: "Durch einen vaginalen Ultraschall der Gebärmutter kann der Arzt den Durchmesser der Schleimhaut bestimmen und außerdem sehen, ob sich Polypen gebildet haben. Nach einer Ausschabung wird das entfernte Gewebe untersucht, um Zellveränderungen (Krebsvorstufen) oder gar Gebärmutterkrebs erkennen zu können. Leider wird der Gebärmutter-Ultraschall als reine Vorsorge-Leistung nicht von der Krankenkasse übernommen, das passiert erst, wenn es Warnzeichen wie Blutungen gibt. Ich würde trotzdem jeder Patientin über 50 dazu raten. Immerhin erkranken jedes Jahr noch rund 12.000 Frauen an Gebärmutterkrebs, die allermeisten nach der Menopause. Wenn Sie es mit dem Gebärmutterhalskrebs vergleichen, sehen Sie, wie wirksam Früherkennung ist: Hier sind jährlich nur noch rund 4.200 Frauen – zu 90 Prozent solche, die keine Früherkennungsuntersuchung gemacht haben – betroffen, auch weil er durch einen Abstrich schon im Entstehen einfach zu überprüfen ist.
Wie läuft die Ausschabung nach den Wechseljahren ab?
Wenn eine Ausschabung tatsächlich nötig wird, muss eine Patientin keine große und risikoreiche Operation befürchten. Der Aufwand sei in etwa mit dem Einsetzen der Spirale zu vergleichen, so Dr. Albring. Nur selten müssen Patientinnen aus besonderen Risikogruppen stationär behandelt werden, und das dann vor allem wegen der Narkose. In aller Regel ist die Ausschabung nach den Wechseljahren ein kurzer ambulanter Eingriff.
Dr. Albring: "Wenn Ihr Frauenarzt Ihnen zur Ausschabung nach den Wechseljahren rät, wird diese im Regelfall ungefähr so ablaufen: Sie kommen zum Termin in die Praxis und bekommen von einem Anästhesisten eine kurze Narkose und schlafen ein. Der Eingriff an sich dauert etwa 5 Minuten. Der Gebärmutterhalskanal wird aufgedehnt und das Innere der Gebärmutter wird vorsichtig mit einem speziellen schlingenartigen Instrument abgetragen. Die Überreste der Ausschabung werden zur Überprüfung ins Labor geschickt. Nach einer kurzen Aufwachphase kann die Patientin die Praxis wieder verlassen, sie darf nur wegen der Narkose nicht selbst Auto fahren. Insgesamt dauert alles nur etwa eine halbe Stunde. Starke Schmerzen sind nach einer Gebärmutter-Ausschabung nicht zu erwarten, möglich ist eine leichte Nachblutung. Auf Geschlechtsverkehr sollte verzichtet werden bis diese ganz vorbei ist, denn ein geweiteter Gebärmutterhalskanal erhöht das Risiko für Infektionen." Am besten also auch ein paar Tage auf Sex verzichten, auch wenn Sie zu Verhütungsmitteln in den Wechseljahren greifen.