Aktion Gesundheit: "Frauengesundheit erfordert unsere volle Aufmerksamkeit"
Frauen werden in der Medizin benachteiligt. Ein untragbarer Zustand, den wir nicht hinnehmen möchten. Aus diesem Grund veranstaltete BILD der FRAU am 29. Februar zum zweiten Mal den Frauengesundheitsgipfel im Rahmen der "Aktion Gesundheit", um auf die Missstände in der Gesundheitsversorgung von Frauen in Deutschland und den Gender Health Gap aufmerksam zu machen.
Nach der Premiere 2023 fand am 29. Februar zum zweiten Mal die "Aktion Gesundheit" von BILD der FRAU statt. Mehr als 120 Gäste, darunter namenhafte Expert*innen aus Medizin und Politik, diskutierten im Essener Medienhaus darüber, wie die Gesundheitsversorgung von Frauen in Deutschland verbessert werden könne. Unter ihnen auch Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach, der BILD der FRAU Chefredakteurin Sandra Immoor im Interview Rede und Antwort stand.
Angesprochen auf die geringe Quote von Frauen in Führungspositionen antwortete Lauterbach: "Ich persönlich könnte mir, was Spitzenpositionen in öffentlichen Krankenhäusern angeht, eine Quotenlösung sehr gut vorstellen."
Er versprach außerdem eine bessere Datenlage durch die Einführung der elektronischen Patientenakte, die die Basis für eine bessere Gesundheitsversorgung für Frauen sei.
Frauengesundheit muss in den Fokus der Aufmerksamkeit rücken
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch FUNKE-Verlegerin Julia Becker, die einen dringenden Appell an Politik und Gesellschaft richtete: "Frauengesundheit ist eine Thematik, die unsere volle Aufmerksamkeit erfordert und uns dazu aufruft, neu zu denken und – noch wichtiger – neu zu handeln. Als Verlegerin der FUNKE Mediengruppe bin ich zutiefst davon überzeugt, dass es unsere Aufgabe ist, wichtige soziale Fragen ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Die Frauengesundheit ist genau so eine Frage."
Darauf folgte ein fesselnder Vortrag von Chefärztin Prof. Dr. Mandy Mangler, die erklärte, dass Frauen sogar in ihrem Fachgebiet, der Frauenheilkunde und Geburtshilfe, benachteiligt würden. So finge es schon damit an, dass in Fachbüchern für Studierende der Medizin das weibliche Becken nicht korrekt abgebildet sei.
Die Klitoris fehle teils komplett, teils sei sie nur unvollständig abgebildet. Damit die Gesundheitsversorgung von Frauen verbessert würde, bräuchte es mehr Frauen in Entscheidungspositionen und in der Führungsebene – auch in der Medizin.
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Wechseljahre: "Wie eine Fremde im eigenen Körper"
Katja Burkard, RTL-Moderatorin und Autorin des Buchs "Wechseljahre? Keine Panik!", führte durch die spannende und augenöffnende Veranstaltung, die sich schwerpunktmäßig auch um das Thema Wechseljahre drehte.
Sie selbst sei von den mentalen und körperlichen Veränderungen, die sich mit dem Beginn der Wechseljahre anbahnten, vollkommen überrannt worden und hätte sich wie eine "Fremde im eigenen Körper" gefühlt.
Über die Auswirkungen von Hormonveränderungen im Gehirn und was Hormone mit der mentalen Gesundheit zu tun haben, darüber klärte Prof. Dr. Stephanie Krüger in ihrem Vortrag auf. Sie leitet als Chefärztin die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Vivantes Humboldt-Klinikum und das Zentrum für Seelische Frauengesundheit am Vivantes Klinikum Spandau.
Was viele nicht wissen: Der Hormonabfall in den Wechseljahren hat einen immensen Einfluss auf die mentale Gesundheit und erhöht sogar das Risiko für Demenz und Alzheimer. Eine Gabe von Hormonen, die so genannte Hormonersatztherapie, könne dieses Risiko senken. Wichtig ist hier: Es gibt ein enges Zeitfenster. Würde die Hormonersatztherapie zu spät gestartet, sei es buchstäblich zu spät. Umso wichtiger sei eine intensive Beratung von Frauen vor und während der Menopause.
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Die Wechseljahre sind kein Nischenthema
Das Thema Wechseljahre wurde anschließend in einer Diskussionsrunde mit Wechseljahre-Expertin Prof. Dr. Petra Stute, stellvertretende Chefärztin und Leiterin des Menopausenzentrums an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Bern, und Anke Sinnigen, Gründerin der Beratungs-Plattform Wexxeljahre.de, weiter vertieft. Es ging um die Frage, was Frauen in den Wechseljahren wirklich helfe. Konsenz: Es fehle an Information.
Patientinnen brauchen eine gute Beratung
Frauen würden nicht umfassend genug über Therapiemöglichkeiten beraten. Mythen und Vorurteile gegenüber der Hormonersatztherapie würden die unter den Symptomen der Wechseljahre leidenden Frauen stark verunsichern. Das Problem: Ärztinnen und Ärzte hätten schlichtweg nicht die Zeit und/oder die finanzielle Motivation, um die notwendige Beratungsleistung zu bieten – zum Leidwesen der um Hilfe suchenden Patientinnen.
Auch Arbeitgeber*innen seien in der Pflicht, das Thema Wechseljahre ernst zu nehmen und betroffenen Mitarbeiterinnen unterstützende Angebote zur Seite zu stellen.
Starkes Netzwerk für eine bessere Medizin für Frauen
"Wir freuen uns sehr über die vielen starken Frauenstimmen auf unserem Event", sagte Janina Süss, Geschäftsführerin von BILD der FRAU. "Gemeinsam schaffen wir es, Veränderungen für mehr Gesundheitsgerechtigkeit voranzutreiben. Das ist auch unsere Aufgabe als Deutschlands größte Frauenmedienmarke."
Im Fokus der Veranstaltung stand auch der Netzwerkgedanke. Bereits zum zweiten Mal ist Gedeon Richter Pharma als Partner der "Aktion Frauengesundheit" dabei, erstmals unterstützt MCM Klosterfrau diese Initiative von BILD der FRAU. "Wir freuen uns sehr, dass wir zwei starke Werbepartner an unserer Seite haben, die bei diesem wichtigen Thema hinter uns stehen," sagte Janina Süss.
Alle Themen und Expert*innen des Events im Überblick:
Schwangerschaft und Geburt – "Frauen müssen auch in der Gynäkologie besser versorgt werden"
Prof. Dr. Mandy Mangler ist Chefärztin der Gynäkologie und Frauenheilkunde an zwei Berliner Kliniken, am Vivantes Auguste-Viktoria Klinikum und am Vivantes Klinikum Neukölln. Sie setzt sich für eine feministische Gynäkologie ein, ist Trägerin des Berliner Frauenpreises 2022. In ihrer Keynote Speach wies die fünffache Mutter auf den enormen Innovationsstau rund um den Kreißsaal hin – und erklärte, was es jetzt für eine Besserversorgung braucht.
Mentale Gesundheit – "Auch die hat was mit Hormonen zu tun!"
Prof. Dr. Stephanie Krüger leitet als Chefärztin die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Vivantes Humboldt-Klinikum und das Zentrum für Seelische Frauengesundheit am Vivantes Klinikum Spandau. Sie kämpft dafür, dass bei Diagnose und Therapie nicht nur das Geschlecht, sondern auch die soziale Situation der Patientin berücksichtigt wird.
Gesprächsrunde Wechseljahre – "Das ist kein Nischenthema"
Prof. Dr. Petra Stute ist stellvertretende Chefärztin der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin sowie Leiterin des Menopausenzentrums an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Bern. Ihr größtes Anliegen ist es, Frauen so gut zu beraten, dass sie in den Wechseljahren eigenverantwortlich über ihre (Hormon-)Behandlung entscheiden können. Prof. Stute ist auch Vorstandsmitglied der Deutschen Menopause Gesellschaft.
Anke Sinnigen, Healthcare und Pharma-Expertin, hat die Beratungs-Plattform Wexxeljahre.de gegründet – um Frauen die Chance zu geben, sich auszutauschen und die besten Expert*innen zu finden. Sie spürt täglich, wie groß der Informationsbedarf ist.
Katja Burkard, RTL-Moderatorin und Autorin des humorvollen Ratgebers "Wechseljahre? Keine Panik!" brachte eigene Erfahrungen ein und wünschte sich: "Alle kriegen sie, aber keiner spricht offen drüber? Damit muss Schluss sein."
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