Steißbeinschmerzen: Wenn das Sitzen unerträglich wird
Ein schmerzendes Steißbein kann ganz schön belasten. Oft sind aber nicht Verletzungen Schuld am Schmerz, sondern unser eigenes Handeln. Diese Tipps helfen, Steißbeinschmerzen wieder loszuwerden.
Wir sitzen zu viel. Diesen Satz hört man seit Jahren. Jetzt bekommt das Problem gleich noch mehr Aufmerksamkeit. Viele Menschen arbeiten im Homeoffice, also von zu Hause aus – und bewegen sich noch weniger als sowieso schon.
Das Resultat: Neben möglicherweise ein paar Kilos mehr auf den Rippen, vor allem Schmerzen – im Rücken, in den Beinen, im Kopf. Eine Art Schmerzen, die dieser Tage oft verspürt werden, sind die Steißbeinschmerzen. Aber dagegen können Sie so einiges tun, um endlich wieder dauerhaft schmerzfrei zu sein!
Steißbeinschmerzen: Symptome meist beim Sitzen
Ein brennender, geradezu stechender Schmerz ist es, der das Sitzen unmöglich macht, manchmal sogar das Stehen oder gar Liegen erschwert. Das ist das typischste Symptom bei Steißbeinschmerzen, medizinisch Kokzygodynie. Manchmal strahlt der Schmerz auch weiter aus in Richtung Hüfte, Lendenbereich oder auch über den gesamten Po. Zusammengefasst:
- Brennender, ziehender, stechender Schmerz am Steißbein
- Kann in Anal- und Lendenregion bis in die gesamte Hüfte ausstrahlen
- Schmerzen treten vor allem beim Sitzen auf, manchmal beim Stehen und Liegen
- Schmerzen können auch beim Stuhlgang oder beim Geschlechtsverkehr auftreten
Dass die Schmerzen so stark ausfallen können, liegt vor allem daran, dass unser Steißbein – übrigens ein Überbleibsel der Evolution: die zurückgebildeten Reste eines Schwanzes, wie ihn Tiere noch haben – von einem ganzen Nervengeflecht, dem "Plexus Coccygeus" durchzogen ist.
Die Hauptursache liegt an uns selbst
Die Ursachen für Steißbeinschmerzen sind – mal wieder – vielfältig. Prellungen, Verrenkungen, Fehlstellungen, Stauchungen, aber auch ein Steißbeinbruch können genauso Auslöser sein, wie ein Bandscheibenvorfall, ein eingeklemmter Nerv oder gar Tumoren.
Auch die Psychosomatik kann eine Rolle spielen, ebenso wie vorhergehende Probleme, beispielsweise Operationen, gynäkologische Erkrankungen oder Darm-Probleme. Vor allem Frauen, die schwanger sind oder bereits Kinder entbunden haben, leiden irgendwann einmal unter Steißbeinschmerzen, denn diese paar wenigen Knochensegmente werden außerordentlich stark belastet bei der Geburt.
Aber den häufigsten Grund für Kokzygodynie haben wir selbst zu verantworten – können ihn dadurch aber glücklicherweise auch selbst bekämpfen: zu langes Sitzen!
Mensch ist eigentlich fürs Stehen geschaffen
Gerade wer im Büro oder etwa an einer Rezeption sowie anderweitig oft am PC arbeitet, sitzt in der Regel über mehrere Stunden am Tag auf seinen vier Buchstaben. Dauersitzen gehört zu unserer modernen Gesellschaft. Zwar gibt es ergonomische Stühle, viele Büros bieten heute vermehrt zusätzliche Steharbeitsplätze an, doch die Bequemlichkeit siegt. Wir werden ja bereits in der Schule darauf "geschult", zu sitzen.
Dabei ist der Mensch eigentlich fürs Stehen geschaffen. Unser Körper hat sich über Jahrmillionen hin zum aufrechten Gang entwickelt. Das viele Sitzen aber praktizieren wir eigentlich erst seit wenigen Jahren. Weniger Bewegung belastet dabei nicht nur unsere Fitness inklusive Muskulatur sowie Herz-Kreislauf-System, sondern eben auch unseren Stütz- und Bewegungsapparat. Schmerzen aufgrund muskulärer Probleme oder solcher am Skelett sind mittlerweile einer der Hauptgründe für Krankschreibungen.
Drei Tipps für die Prävention und Linderung
Um Problemen mit dem Steißbein von vornherein vorzubeugen oder akute Beschwerden etwas zu lindern, können drei einfache Tipps helfen:
- Richtig sitzen: Bleiben Sie dynamisch – praktisch ist hier ein Sitzball oder ein ergonomischer Stuhl oder Hocker. Auf solchen bleiben wir in Bewegung und sitzen nicht statisch, sondern dynamisch. Die Muskulatur bleibt in Bewegung, die Durchblutung wird gefördert, Hüftknochen und Steißbein werden unterschiedlich belastet. Kein ergonomischer Stuhl da? Dann tut es auch ein Sitzkissen.
- Auch mal aufstehen: Wer kann, sollte insgesamt weniger sitzen. Praktisch ist ein Stehtisch – neue Schreibtische lassen sich oft in der Höhe verstellen. Hilfreich ist die "40-15-5-Regel": 40 Minuten dynamisch sitzen, 15 Minuten im Stehen arbeiten, 5 Minuten umherlaufen.
- Muskulatur stärken und regelmäßig dehnen: Sport und Gymnastik tun dann ihr Übriges. Stärken Sie Ihre Rumpfmuskulatur etwa mit speziellen Übungen oder mit Sportarten wie Yoga. Außerdem hilft es, mehr Bewegung in den sonstigen Alltag zu bringen: Zu Fuß einkaufen oder zumindest weiter weg parken, eine Station vorher aussteigen, joggen, täglich spazieren gehen.
Therapie von Steißbeinschmerzen: Symptome lindern, Heilung beschleunigen
Ergonomisches SitzkissenSind Sie mit Ihren Steißbeinschmerzen in ärztlicher Behandlung, wird meist auf eine Therapie zurückgegriffen, bei der vor allem die Symptome gelindert werden. Durch Entlastung und Bewegung etwa lässt sich hier aber auch die Heilung ankurbeln. Klassische Methoden sind Physiotherapie, manuelle Therapie, bei der einzelne Abschnitte des Bewegungsapparats mobilisiert werden, Chirotherapie, Osteopathie, aber auch Akupunktur und Akupressur. Als hilfreich und angenehm empfinden viele Patienten außerdem Wärmebehandlungen, etwa durch Sitzbäder oder Moor/Fangopackungen. Auch ein ergonomisches Sitzkissen entlastet das Steißbein, aber auch andere Teile des Rückens.
Bei zu starken Schmerzen kann auf Schmerzmittel zurückgegriffen werden, jedoch sind diese keine Dauerlösung, da sie nicht das Problem selbst angehen.
In seltenen Fällen muss ein überbewegliches Steißbein chirurgisch entfernt bzw. angepasst werden. Die Coccygectomie findet aber selten Anwendung, meist ist mit konservativer Therapie geholfen.
Liegt Psychosomatik zugrunde, entstehen die Schmerzen also salopp gesagt aus Gefühlen, kann möglicherweise eine Psychotherapie helfen.
Meist verschwinden Steißbeinschmerzen irgendwann wieder, vor allem, wenn Übungen dagegen gemacht werden und wieder mehr Bewegung durch Sport und Fitness stattfindet.
Sollten sie aber bestehen bleiben, ist ein ärztlicher Rat notwendig! Denn Schmerzen können auch chronisch werden. Auch, wenn die Rückenschmerzen so unerträglich werden, dass das Sitzen gar nicht mehr möglich ist: Ab zum Arzt!