Lachyoga: Diese genialen Übungen reduzieren Stress
Sich in einer Gruppe treffen und gemeinsam lachen – dass es dafür nicht unbedingt einen Auslöser in Form einer lustigen Situation oder eines Humorfilms braucht, weiß eine Lachyoga-Trainerin. Sie erzählt uns, wie gut Lachen unserem Körper und Geist tut.
Könnt ihr euch das vorstellen? Ihr trefft euch im Park mit ein paar Menschen, die euch vielleicht sogar fremd sind – und fangt einfach an, miteinander zu lachen? Ganz vereinfacht gesagt stellen sich so die meisten von uns wohl die Praxis vor, über die wir im Folgenden berichten wollen. Doch hinter Lachyoga steckt noch viel mehr, verrät uns eine Expertin: Inge Fechter ist Lachyoga-Trainerin und hat mit uns über ihre Erfahrungen gesprochen.
Sie berichtet, dass sie – eigentlich seit jeher ein sehr fröhlicher Mensch – aufgrund einer schweren Diagnose "ihr Lachen verloren" hatte. Doch das Lachyoga hat sie dabei unterstützt, ihre Lebensfreude wiederzufinden. Heute lehrt sie die Kunst des gemeinsamen Lachens auch anderen – und gibt uns sogar ein paar leichte Übungen zum Nachmachen mit an die Hand.
Lachyoga: Was ist das überhaupt – und wie funktioniert es?
"Lachyoga ist eine Mischung aus Atemübungen aus dem klassischen Yoga, kombiniert mit spielerischen Lachübungen. Klatsch- und leichte Dehnübungen gehören ebenfalls dazu", erklärt Inge Fechter.
Sie gibt Kurse im Lachyoga und hat sich ihre ganz eigene Praktik mit Klatsch- und leichten Dehnübungen erarbeitet. Doch einfach ausgedacht ist die Yogaform nicht. Wie klassisches Yoga stammt sie aus Indien – vom Arzt Dr. Madan Kataria, der die Praktik 1995 zusammen mit seiner Frau – Yoga-Lehrerin – entwickelt hat.
Aber warum tut Lachyoga so gut? "Lachen ist ansteckend", sagt Fechter. "Wenn wir einen lachenden Menschen sehen oder hören, werden wir animiert, auch zu lachen. Deshalb ist der Blickkontakt beim Lachyoga so wichtig. Es zusammen in der Gruppe zu machen, ist ein sehr schönes Erlebnis und das Lachen entwickelt sich ganz von allein. Es macht einfach Spaß!"
"Lachen ist gesund" ist also nicht nur ein Spruch?
"Lachen ist gesund – das sagt man nicht nur so daher!" Und tatsächlich hat das Lachen nicht nur Einfluss auf unsere Psyche, sondern auch direkt auf unseren Körper. "Wir vertiefen beim Lachen unsere Atmung ganz automatisch", erklärt Inge Fechter. "Ohne dass wir uns aufs Atmen konzentrieren, lockert sich unser Zwerchfell. Und das wiederum beeinflusst auch unsere Emotionen wieder."
Das sagt sogar die Forschung: "Die positiven Auswirkungen des Lachens sind auch wissenschaftlich belegt. Die Wissenschaft vom Lachen heißt Gelotologie. Es gibt zahlreiche Studien, die das ebenfalls bestätigen." Besonders unser Herz-Kreislauf-System, die Atmung und unser Immunsystem profitieren davon, weiß die Lachyoga-Trainerin aus dem bayerischen Rosenheim.
Doch nicht nur das: "Lachen reduziert unsere Stresshormone, dafür werden Glückshormone ausgeschüttet. Es lindert körperliche und seelische Schmerzen. Zudem stärkt es die Selbstwirksamkeit und unsere Resilienz. Und ganz wichtig: Es verbindet die Menschen!"
Doch wir wissen alle: Es gibt diese Zeiten, in denen ist einem einfach nicht zum Lachen zumute. Der Kopf ist voll. Aber wir unterschätzen die Kraft des Lachens, weiß Fechter: "Mir hat es geholfen, den Kopf frei zu bekommen. Wenn wir lachen, können wir nicht gleichzeitig negativ denken. Meine Ängste und innere Unruhe haben dadurch deutlich nachgelassen. Ich bin mit Lachyoga gelassener, zuversichtlicher und glücklicher. Ich fühle mich verbunden mit mir." Und so geht es auch den Teilnehmenden ihrer Kurse. Sie schätzen das Lachyoga als "einfache und wirkungsvolle Methode zum Wohlfühlen und Leichtigkeit spüren.
Und diese Leichtigkeit, die tut uns besonders nach einem langen, anstrengenden Arbeitstag gut: "Eine Teilnehmerin kann, seitdem sie Lachyoga macht, abends schneller einschlafen und durchschlafen", berichtet die Trainerin aus ihrer Erfahrung. "Ein weiterer Teilnehmer berichtet, dass sich seine Schulter- und Nackenschmerzen gebessert haben. Die Klient*innen fühlen sich mit regelmäßigem Lachyoga entspannter und gleichzeitig energievoller. Es tut ihnen gut, wieder Freude zu spüren, Emotionen zu leben und miteinander zu lachen."
Jede ihrer Stunden beginnt mit einer Befindlichkeitsskala: "Wie geht's mir heute, wie geht es mir jetzt in diesem Moment, auf einer Skala von 1 bis 10?". Und nach der Stunde dieselbe Frage nochmal – meist mit viel positiverem Ergebnis. Denn, so Fechter, die innere Haltung ändert sich. Mit dem Lachyoga lässt sich die optimistische Grundhaltung, die wir im Alltag schnell zu verlieren tendieren, wieder festigen.
Ist Lachyoga Sport?
Beim Yoga denken viele von uns wahrscheinlich erst einmal an Übungen auf der Matte – die uns durchaus ins Schwitzen bringen können. Lachyoga funktioniert nicht ganz so – besitzt aber Elemente des klassischen Yoga, erklärt Fechter. "Der Begriff Yoga wird verwendet, weil Atemübungen aus dem Yoga dabei sind und weil es wie Yoga ganzheitlich wirkt. Körper, Seele und Geist werden gleichermaßen positiv angesprochen. Die Übungen sind aber nicht mit dem klassischen Yoga oder anderen Sportarten zu vergleichen – obwohl es auch dynamische Übungen beim Lachyoga gibt.
Ich verwende zum Beispiel gerne mal Musik, das kommt bei meinen Teilnehmer:innen sehr gut an. Durch den Wechsel der verschiedenen Übungen wird es nie zu anstrengend, jeder kann ganz leicht mitmachen." Und manchmal, ja, da kommt man sogar ins Schwitzen, erinnert sie sich – so war es ihr bei einem Wochenendseminar einst ergangen: "Beim Lachen werden viele Muskeln beansprucht und wir verbrennen bei längerem Lachen Kalorien, ähnlich wie beim Joggen!" Sie weiß einen Vergleich: "Dieser Spruch bringt es auf den Punkt: Lachen ist Joggen im Sitzen.
" Nein, Lachyoga ist kein "Lachen auf Zwang"
"Ich mag dieses Wort 'Zwang' überhaupt nicht", gesteht Inge Fechter. "Es wird ja niemand gezwungen zu lachen." Klar, am Anfang ist das vielleicht komisch. "Aber ich starte immer mit einführenden Übungen. Wir lachen nicht einfach los. Es ist anfangs ein absichtliches oder bewusstes Lachen, das sich in ein spontanes, herzliches Lachen entwickeln darf."
Und dafür gibt es sogar eine Erklärung: "Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen bewusstem und spontanem Lachen. Es werden die gleichen positiven Prozesse im Körper in Gang gebracht. Glückshormone werden freigesetzt und manchmal schlagen sie sogar Purzelbäume." Wer zum Lachyoga gehe, mache das aus Neugier oder schon mit dem Bewusstsein, sich damit etwas Gutes zu tun, erklärt sie.
"Natürlich gibt es unterschiedliche 'Geschwindigkeiten' beim Einstieg ins Lachen." Aber das dürfe auch so sein: "Jeder hat die Möglichkeit, in seinem Tempo wieder ins Lachen zu kommen." Wichtig sei dafür eine wertschätzende, herzliche Atmosphäre und ein geschützter Rahmen. Das helfe den Teilnehmenden, "ihr Lachen wieder zu leben. Das kann sehr befreiend sein." Hemmungen gebe es am Anfang bei dem einen oder der anderen durchaus mal, das komme immer auf den Menschen an. "Die einen tun sich leichter, andere sind länger im Verstand drin, der damit so gar nichts anfangen kann", gibt sie zu.
"Meistens lässt das aber nach 15 Minuten schon nach und die Hemmschwelle ist überwunden. Jeder darf lachen, wie es leicht geht, von zaghaft bis laut!" Das Lachyoga fungiere hier als eine Art Schlüssel, der die Tür zu unserem 'Herzenslachen' wieder öffnet. Denn dieses freie, von Herzen kommende Lachen, sagt sie, vergessen wir manchmal.
Wie Lachen in dunklen Zeiten helfen kann
Auch sie hatte ihr Herzenslachen zwischendurch neu entdecken müssen, verrät sie: "Als ich 2016 an Brustkrebs erkrankte, war ich tieftraurig und habe mein Lachen verloren." Aber wie soll es anders sein – genau das Lachen, einmal wiedergefunden, habe sie dann gerettet. "Es gab mir die Lebensfreude, die ich so dringend gebraucht habe, um die Krankheit zu bewältigen. Mein jüngerer Sohn hat mich dazu überredet, dass es abends eine Stunde nur mit Lachen und Spielen gibt. Keine Probleme oder Sorgen hatten hier Platz." Die beiden hatten sich hingesetzt, lustige Sendungen geschaut, Spiele gespielt – einfach um das Lachen wiederzuentdecken.
"Für mich war das ein Aha-Erlebnis. Ich konnte tatsächlich lachen, habe den Kopf freibekommen und fühlte mich wieder handlungsfähig." Das Lachen habe sie durch die schwerste Zeit ihres Lebens getragen. Und dann wurde sie mit ihrer Freundin auf eine Lachyoga-Gruppe aufmerksam, um die Heilkraft des Lachens noch besser zu nutzen – und ist geblieben. "Es hat mich sofort begeistert", erinnert sie sich. "Deshalb habe ich mich 2019 entschlossen, eine mehrmonatige Ausbildung zur Lachtrainerin zu machen. Seitdem gebe ich meine Erfahrung und mein Wissen weiter und unterrichte regelmäßig offline und online." Und die Freundin? "Die lacht immer wieder in meinen Kursen mit!" Lachyoga funktioniert auch alleine:
Einfache Übungen für zu Hause
Auch wenn es natürlich viel schöner ist, mit anderen zusammen zu lachen – "wir Menschen brauchen Menschen und ein heiteres Miteinander" – klappt das Lachyoga auch alleine zu Hause. Wichtig dafür sei es aber, dass man ein lächelndes Gesicht sehe, sagt Inge Fechter. Da reicht auch schon einmal unser Spiegelbild. Die folgenden Übungen, die sie uns beschrieben hat, klappen auch alleine. Sie können sich aber auch mit Freund*innen, mit der Familie oder sogar mit den Arbeitskolleg*innen umgeben und einfach mal loslachen – sprich, mit allen Menschen, die offen fürs Ausprobieren sind.
-
Das Herzöffnungslachen (am besten gleich nach dem Aufstehen): Einatmen und die Hände übereinander auf die Brustmitte legen. Beim Ausatmen die Arme nach links und rechts öffnen und dabei lachen. 3 bis 5 x wiederholen. Diese Übung öffnet euer Herz für den Tag.
-
Stress oder Sorgen loslassen: Wir nehmen symbolisch einen großen Luftballon und pusten den ganzen Stress oder unsere Sorgen hinein. Wir atmen ein und pusten so lange, bis der Ballon prall gefüllt ist. Nun verschließen wir ihn, werfen ihn mit einem Lachen in die Luft und winken hinterher.
-
Sich selbst loben: Wir klopfen uns mit beiden Händen auf die Schultern und loben uns selbst mit den Worten: "Gut gemacht!" Danach strecken wir die Arme nach oben und bekräftigen das mit einem lauten "Ja!".
-
Die Lachpralinen: Wir stellen uns vor, wir haben eine Schachtel mit herrlichen Pralinen in der Hand und genießen ein paar davon. Jede Praline setzt ein Lachen frei, besonders wenn wir sie an andere verschenken.
Und zu guter Letzt gibt sie uns noch ein paar kleine Alltagstipps mit, um glücklicher und entspannter durchs Leben zu gehen.
- Den Tag am besten mit einem Lächeln beginnen. "Ja, das ist nichts Neues. Ich erwähne es trotzdem immer wieder, weil es so wichtig und hilfreich ist.
- Am besten schenkt ihr euch gleich morgens beim Blick in den Spiegel ein liebevolles Lächeln. Tragt die Tagescreme doch mal mit einem Lachen auf, streift sanft eure Mundwinkel nach oben und freut euch auf diesen Tag. Eine neue Chance zum Glücklichsein!"
- Pausen zum Lachen nutzen. Zum Beispiel an der roten Ampel. Statt genervt zu sein, ruhig mal die Mundwinkel nach oben ziehen und lächeln.
- Wenn ihr euch im Alltag unwohl oder gestresst fühlt, dann probiert das Ausatmen mit einem Lachen zu verbinden. Also, einatmen und mit einem Hahaha-Lachen ausatmen. Am besten 3 x hintereinander.
- Massiert sanft mit kreisenden Bewegungen eure Kiefermuskeln und kaut dazu einen imaginären Kaugummi. Die Entspannung findet nicht nur im Gesicht, sondern auch im Gehirn statt.
- Schenkt euch und euren Mitmenschen immer wieder ein herzliches Lachen oder zumindest ein kleines Lächeln!
Lachyoga ermutigt den Geist – und nimmt den Körper gleich mit
Im Grunde ist Lachyoga also längst nicht nur eine Möglichkeit, etwas mehr Freude in eine Stunde des Alltags zu bringen.
Das gemeinsame Lachen, sagt Fechter, befreit und macht uns vollständig. Es erleichtert. Und es geht auch gar nicht nur ums Lachen, sondern im Grunde um alle Emotionen. Wer sich beim Lachyoga fallen lässt, kann lernen, auch andere Emotionen wieder zuzulassen und freier damit umzugehen. Denn Emotionen gehören zusammen. Lachyoga kann aber nicht nur den Emotionen guttun, sondern auch dem Körper – denn das alles gehört schließlich zusammen. Inge Fechter weist aber darauf hin: Lachyoga ist eine von vielen unterstützenden Methoden. Auch wenn Lachen befreit, Ängste nehmen und sogar dem Körper guttun kann, sollte man bei Beschwerden – ob physischer oder psychischer Natur – immer zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Und wichtig, sagt sie, sei es auch, mit den behandelnden Ärzt*innen abzuklären, ob man Lachyoga machen dürfe, ähnlich wie beim Sport. "Nach einer frischen Operation zum Beispiel sollte man lieber erstmal noch warten."
Aber sie ermutigt: "Probier euch aus: Jedem von uns tun andere Dinge gut." Offen sein, selbst spüren und erleben, das ist ihr Credo. Am Ende seien all die Möglichkeiten wie ein Tablett mit Pralinen – und jeder sucht sich das raus, was persönlich guttut. Und wenn's doch nicht klappt oder sich komisch anfühlt? Nun, dann lacht man halt über den Versuch – und probiert etwas anderes aus! Möglichkeiten gibt's da unzählige.