Nahrungsergänzung: Wie sinnvoll sind Vitaminpräparate?
Vitamine sind gut und wichtig für die Gesundheit. Daher greift auch knapp jeder Dritte Deutsche zu Nahrungsergänzungsmitteln. Doch wie sinnvoll sind sie wirklich?
Vitamin C für das Immunsystem, Calcium und Vitamin D für die Knochen, B-Vitamine für starke Nerven und Vitalität – Vitamine und Mineralstoffe fördern die Gesundheit und daher greifen viele Menschen gerne zu Nahrungsergänzungsmitteln, um sich Gutes zu tun. In Deutschland verzeichnete die Branche für Nahrungsergänzungsmittel 2018 über eine Milliarden Euro Umsatz, Tendenz steigend und der Markt wird immer größer.
Doch Nahrungsergänzungsmittel werden auch kritisch gesehen, sollen nichts bringen und in zu großen Mengen gar Krankheiten fördern können. Also: Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll oder sogar schädlich?
Was sind Nahrungsergänzungsmittel?
Knapp jeder dritte Deutsche nimmt regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel ein. Aber was genau sind Nahrungsergänzungsmittel eigentlich? Definiert sind sie als Nährstoffe in konzentrierter Form. Im Prinzip sind sie also Nahrungsmittel und benötigen daher keine Zulassung, so wie das bei Arzneimitteln der Fall ist. Daher dürfen Vitaminpräparate, Multivitamine und Co aber auch keine Heilung oder sonstige therapeutische Nutzen versprechen.
XHTML - Inline Newsletter WeeklyWichtig zu verstehen ist: Nahrungsergänzungsmittel sind, wie der Name schon verspricht, eine Ergänzung und keinesfalls ein Ersatz für eine gesunde und ausgewogene Ernährungsweise.
Bringen Nahrungsergänzungsmittel etwas?
Wenn Nahrungsergänzungsmittel eine gesunde Ernährung nicht ersetzen, gleichen sie also auch eine übermäßig ungesunde Ernährung nicht aus. Auf der anderen Seite heißt es bei der Verbraucherzentrale, dass die meisten Pillen und Pulver für Menschen wirkungslos sind, die sich normal ernähren, keinen Mangel haben und gesund sind.
Eine relativ neue US-Studie der Friedman School of Nutrition Science and Policy in Massachusetts kam zu dem Ergebnis, dass eine ausreichende Aufnahme einiger, für die Gesundheit wesentlicher Vitamine und Mineralstoffe mit einer verringerten Sterblichkeit in Verbindung stehe. Dabei handelte es sich unter anderem um Calcium, Magnesium, Zink, Vitamin A und Vitamin K. Allerdings hatten die Nährstoffe nur diese positive Wirkung, wenn sie aus natürlichen Quellen, sprich der Nahrung, kamen. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln mit diesen Nährstoffen konnte diese positive Wirkung nicht zeigen.
Die Studie unterstreicht, dass Nahrungsergänzungsmittel die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme, Antioxidantien und viele weitere Nährstoffe aus Gemüse, Obst und einer insgesamt ausgewogenen Ernährung nicht ersetzen können. Tatsächlich ist es so, dass unsere Gesundheit nicht nur von den allgemein bekannten Vitaminen abhängt. Tausende von Nährstoffen in unserer Nahrung spielen hier eine Rolle, die erst in einem komplexen Zusammenspiel miteinander wirken.
Viele Nährstoffe sind sogar noch weitestgehend unerforscht und wahrscheinlich gibt es noch zahlreiche mehr, die wir noch nicht kennen. Keine noch so ausgeklügelte Pille kann das bieten, was Lebensmittel aus der Natur bieten können. Aber bringen Nahrungsergänzungsmittel dann überhaupt etwas?
Wann und für wen sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll?
Empfehlenswert oder gar notwendig können Nahrungsergänzungsmittel für Menschen sein, die einen erhöhten Bedarf an Nährstoffen haben. So sind unter anderem chronisch Kranke, die zum Beispiel unter Morbus Crohn leiden, oder auch ältere Menschen, die oft mit Appetitlosigkeit zu kämpfen haben, auf Unterstützung von bestimmten Nahrungsergänzungsmitteln angewiesen. In der Schwangerschaft wiederum hilft eine Nahrungsergänzung mit Folsäure nachweislich, Missbildungen des Kindes vorzubeugen.
Auch die Ernährungsweise und der Lebensstil können zu einem erhöhten Nährstoffbedarf führen. Bei Veganern zum Beispiel ist der Bedarf an Eisen und Vitamin B12 mit rein pflanzlicher Kost nur schwer zu decken. Andere Diäten, hoher Alkoholkonsum, Rauchen, intensive Phasen mit viel Belastung und unausgewogener Ernährung können ebenfalls zu einem höheren Bedarf bestimmter Nährstoffe führen. Im Winter wiederum kann es aufgrund des geringeren Sonnenlichts durchaus zu einem Mangel an Vitamin D kommen.
Wenn Sie grundsätzlich gesund sind, sich gut ernähren und sich dennoch schlapp und ausgelaugt fühlen oder den Verdacht haben, dass Sie einen Vitaminmangel haben, lässt sich durch eine Blutuntersuchung herausfinden, ob und in welcher Form ein Nährstoffmangel besteht.
Können Nahrungsergänzungsmittel schädlich sein?
Tatsächlich können Nahrungsergänzungsmittel in bestimmten Fällen sogar schädlich wirken. Dabei geht es vor allem um eine Überdosierung einzelner Vitamine und Mineralstoffe. So soll beispielsweise eine Überdosierung an Vitamin E und Selen krebsfördernd wirken. Zu hohe Mengen an Vitamin D wiederum sollen eine schädigende Wirkung auf die Nieren haben und Beta-Carotin kann bei Rauchern das Lungenkrebsrisiko erhöhen. Und die bereits vorher erwähnte US-Studie zeigte auf, dass eine Überdosierung von Calcium in Form einer Nahrungsergänzung mit einem erhöhten Krebsrisiko einher ging. Hinzu kommen Wechselwirkungen bestimmter Nährstoffe mit Krankheiten und Arzneimitteln, die es zu beachten gilt. In solchen Fällen ist die Absprache mit einem Arzt oder Ernährungsmediziner empfehlenswert.
Bei Nahrungsergänzungsmitteln ist es insgesamt wichtig zu verstehen: Viel hilft nicht immer viel. Nicht ohne Grund gibt es daher für Vitamine, Mineralstoffe etc. empfohlene Tagesdosen und Höchstmengen, die das Bundesamt für Risikobewertung vorgibt. Achten Sie also auf den Verpackungen von Nahrungsergänzungsmitteln auf die entsprechenden Nährwertangaben.
Fazit zu Nahrungsergänzungsmitteln: Kein Ersatz für eine gesunde Ernährung
Nahrungsergänzungsmittel können in bestimmten Fällen sinnvoll sein und können in bestimmten Fällen auch schädlich sein. Merken Sie sich grundsätzlich Folgendes:
- Ergänzend zur Ernährung: Nahrungsergänzungsmittel können eine gesunde und ausgewogene Ernährung und die Nährstoffe aus naturbelassenen Lebensmitteln, wie Gemüse, Obst usw., nicht ersetzen. Daher sind sie immer als Ergänzung zu sehen, wie der Name bereits sagt.
- Viel hilft nicht gleich viel: Nehmen Sie nicht wahllos irgendwelche Präparate und Pillen, nur weil Sie denken, dass sie gesund sind. Lassen Sie regelmäßig ein Blutbild machen, um Ihren Nährstoffbedarf zu ermitteln. Wenn Sie unsicher sind, sprechen Sie sich mit einem Experten, wie einem Arzt, Ernährungsmediziner oder Heilpraktiker, ab. Achten Sie außerdem auf die Dosis einzelner Nährstoffe in einem Nahrungsergänzungsmittel.
- Qualität beachten: Achten Sie bei Nahrungsergänzungsmitteln unbedingt auf Qualität, informieren Sie sich über Inhaltsstoffe und Herkunft dieser und seien Sie vorsichtig bei Bestellungen aus dem Ausland. Gemäß der Verbraucherzentrale wird das, was im Ausland teilweise als Nahrungsergänzungsmittel gilt, aufgrund nicht erlaubter Zutaten oder einer zu hohen Dosierung einzelner Inhaltsstoffe in Deutschland unter Umständen als Arzneimittel eingestuft.