Wer profitiert von der TBU? Blinde oder sehbehinderte Menschen spüren selbst kleinste Veränderungen
Wir tasten unsere Brust selbst ab, gehen regelmäßig zu unserer Gynäkologin und vielleicht sogar zur Mammographie. Es gibt aber noch ein weiteres erfolgversprechendes Verfahren, das die wenigsten kennen, aber sogar von sehr vielen Krankenkassen übernommen wird. Das ist TBU!
Jährlich erkranken in Deutschland ca. 70.000 Frauen an Brustkrebs, rund 18.000 sterben daran. Lebensgefährlich ist vor allem die Streuung in den Körper. Aus diesem Grund ist die Vorsorge besonders wichtig. Kennen Sie schon die TBU?
TBU Taktile Brustuntersuchung: Was kann es, wer bekommt es bezahlt?
Eine von acht Frauen erhält in ihrem Leben die Schock-Diagnose Brustkrebs. Früherkennung ist gerade beim Thema Brustkrebs extrem wichtig, denn wenn bösartige Veränderungen in der Brust rechtzeitig erkannt werden, können sie idealerweise durch eine angepasste Therapie an der Ausbreitung gehindert werden.
Mammographie-Screening nur alle 2 Jahre
Es gibt zwar das regelmäßige Abtasten durch die Frauenärzt*in und ein Mammographie-Screening, das Frauen als gesetzliche Vorsorgeleistung zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr aber nur alle zwei Jahre angeboten wird.
Eine zusätzliche Früherkennungsuntersuchung ist, obwohl sie schon seit über 10 Jahren existiert, noch nicht so bekannt. Dabei kommt sie ohne Strahlung aus und ist für die meisten Frauen auch angenehmer als das "Flachdrücken der Brust" durch eine Maschine.
Die Tastuntersuchung ist ja ohnehin schon Kernbestandteil der Brustkrebsvorsorge für alle Frauen. Discovering Hands hat diese besondere Früherkennungsart in Form der Taktilographie mit seinen sehbehinderten Medizinisch Taktilen Untersucherinnen (MTU) verbessert und bietet es allen interessierten Frauen an.
Wie fühlt sich Brustkrebs an? Wonach sollte man suchen, wenn man seine Brust abtastet? Diesen Fragen widmet sich yeswecan!cer gemeinsam mit der Brustkrebs-Selbsthilfegruppe dasBUUSENKOLLEKTIV e. V. und der Agentur Serviceplan in ihrer Digitalkampagne #TouchMyCancer. Das Ziel: Brustkrebs greifbar machen. In einem Safe Space lässt eine akut erkrankte Brustkrebspatientin dafür eine Gruppe Influencerinnen ihren Tumor ertasten, begleitet von einem Kamerateam. Die Erfahrungen werden anschließend auf Social Media geteilt.
Warum machen sehbehinderte oder blinde Frauen diese Untersuchung?
Blinde und sehbehinderte Frauen verfügen über eine besondere Gabe: einen besonders starken Tastsinn. Dieser ermöglicht es ihnen, bereits kleinste Veränderungen im Brustgewebe aufzuspüren.
Discovering hands bildet diese Frauen in einem neunmonatigen Training zu professionellen Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen aus. Mit dieser Qualifikation können sie ihre Fähigkeiten dazu nutzen, um bereits sehr kleine Veränderungen im Brustgewebe frühzeitig zu entdecken.
Wie läuft eine TBU ab?
Zunächst wird die Vorgeschichte der Patientin erfragt. Die Taktile Brustuntersuchung, erst sitzend, dann liegend, dauert zwischen 30 und 60 Minuten. Die MTU orientiert sich mit Hilfe von patentierten Spezialklebestreifen an der Brust, während diese nach einem standardisierten Verfahren in allen Gewebetiefen systematisch abgetastet wird. Die MTU tastet zunächst die Lymphregionen und dann beide Brüste zentimeterweise in drei Tiefenschichten ab.
Besonders hilfreich: Die MTUs beantworten alle Fragen rund um die Brustgesundheit und geben Hilfestellung beim selbstständigen Abtasten.
TBU: Das habe ich bei der Untersuchung erlebt
Als Autorin dieser Zeilen habe ich kürzlich die TBU durchführen lassen und muss sagen, dass es eine ganz besondere Erfahrung war. Bereits die Terminfindung war sehr einfach über den unten beschriebenen Weg. Die MTU erklärte mir das Prozedere vorher ausführlich und informierte mich während der Untersuchung über alle Schritte. Nach der Untersuchung zeigte sie mir, wie ich mich selbst am besten abtaste und das war in der Tat ganz anders, als ich es damals gelernt hatte und als es die Gynäkologin tut.
Auch wenn die Untersuchung in einigen Bereichen nicht ganz schmerzfrei war, weil die MTU tatsächlich in tiefere Schichten des Brustgewebes vordrang, ist sie absolut zu empfehlen. Interessant: Sie ertastete an der Beschaffenheit meiner Brust, dass ich Rechtshänderin bin und dass ich ausschließlich am Computer arbeite. Sie konnte mir Ängste nehmen und erklärte, was wie zu fühlen sei. Eine Erfahrung, die ich in einem Jahr, denn in diesem Abstand übernehmen die teilnehmenden Krankenkassen die Kosten, auf jeden Fall wieder in Anspruch nehmen werde.
Wichtig zu wissen:
- Die Taktile Brustuntersuchung findet unter ärztlicher Verantwortung statt und das Ergebnis kann mit Arzt oder Ärztin direkt im Anschluss besprochen werden.
- Außerdem ist eine TBU nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung im Wechsel mit einer Mammografie zu sehen.
Wie komme ich an einen Termin?
Termine für eine Taktile Brustuntersuchung können Sie in den TBU-teilnehmenden Arztpraxen vereinbaren. Eine entsprechende Praxis in Ihrer Nähe finden Sie auf der Website discovering-hands.de
Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten?
Die Kosten der TBU werden derzeit von 32 gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland sowie allen Privatversicherungen übernommen. Neben der AOK Bayern, übernehmen auch die Mobil Krankenkasse sowie zahlreiche Betriebskrankenkassen die Kosten.
Sollten Sie bei einer Krankenkasse versichert sein, die noch nicht an diesem Programm teilnimmt, besteht die Möglichkeit, die TBU als sogenannte Selbstzahlerleistung abrechnen zu lassen. Die Zahlung erfolgt vor Ort per EC- oder Kreditkartenzahlung. Außerdem besteht die Möglichkeit im Nachgang bei Ihrer Krankenkasse eine Kostenerstattung anzufragen.